Have any questions?
+44 1234 567 890
Keine Angst vor Recycling-Produkten
Unsere aktuellen Neuigkeiten
Keine Angst vor Recycling-Produkten
Umweltpreis Das Kirchheimer Unternehmen Heinrich Feeß hat den Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg gewonnen. Die Jury würdigte die Idee, Bauschutt als Rohstoffquelle zu nutzen.
Die Heinrich Feeß GmbH hat den mit 10 000 Euro dotierten Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg in der Kategorie "Kreislaufwirtschaft" erhalten. Der Verleihung im Stuttgarter Neuen Schloss waren die 21 Nominierten Covid-19-bedingt online zugeschaltet. Insgesamt hatten sich 54 Firmen in fünf Kategorien um die Preise beworben, die seit 1993 nur alle zwei Jahre vergeben werden.
"Ein Werkzeug zur Umsetzung von Worten und Taten." - Walter Feeß beschreibt mit diesen Worten seine Firma.
Walter Feeß wohnte der dreistündigen Preisverleihung am Mittwochabend im Kreis seiner Familie in seinem Büro in seinem Kompetenzzentrum K3 am Bildschirm vor seinem Notebook bei. "Geschäftsführer Walter Feeß ist Überzeugungstäter, Wissensvermittler und wichtiger Multiplikator, um die Themen Bauschutt-Recycling und Kreislaufwirtschaft in die Breite der Gesellschaft zu tragen", sah und hörte der 66-jährige auf dem Bildschirm Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) über sich sagen.
Sein Ziel sei es, Ängste und Vorbehalte im Umgang mit Recycling-Produkten durch Projekte, Aufklärung und Weiterbildung abzubauen und Vertrauen bei zukünftigen Entscheidern zu schaffen, hieß es auch in einem Imagefilm, den das Ministerium über die Kirchheimer Firma hatte drehen und in die Übertragung einspielen lassen. "Abbruchgebäude sind die Rohstoffvorkommen der Zukunft", zitierte der Minister in seiner Laudatio den Visionär Feeß, der seit den spätern 1990er-Jahren sein kleines Erdbau- und Transportunternehmen immer mehr auf das Recycling mineralischer Abfälle ausrichtete und mittlerweile mehr als 200 Mitarbeiter beschäftigt.
Bis zu 99 Prozent Verwertung
Herzstück seines Recyclings ist seit 2017 eine technisch aufwändige Nassklassierungsanlage, mit der verwertbare Fraktionen wie Sand, Splitt, Kies und Schotter aus hauptsächlich Erdaushub ausgewaschen werden. Mit mehr als 40 Produkten erreicht Feeß dank seiner Verfahren Wiederverwertungsquoten von 90 bei Gleisschotter bis zu 99 Prozent bei Baugrubenaushub und vermeidet so weiter Transportwege und schont Ressourcen durch weniger Abbau von Sand und Kies in freier Natur.
Beides gewinnt der Unternehmer, der 2016 bereits den Deutschen Umweltpreis erhalten hatte, aus Bauschutt und Aushubmaterialien, die andernfalls ungenutzt auf Deponien landen oder in Löchern verfüllt würden. Abbruchholz verarbeitet der Betrieb zu Holzhackschnitzel, die in der Heizung seither Heizöl ersetzen, und zwei PV-Anlagen decken zu 75 Prozent den eigenen Strombedarf. Nassklassier- und LKW-Reifenwaschanlage betreibt Feeß mit Zisternen, die vier Millionen Liter Regenwasser fassen, die auf den Wertstoffhof fallen.
"Der Preis bedeutet mit sehr viel, weil ich hier im Südwesten zu Hause bin", reagierte Feeß gerührt auf seine Ehrung. Die Würdigung sei ein wichtiges Signal an seine Mitarbeiter, die Öffentlichkeit, die Bauwirtschaft und die Politik, dass "wir mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie auch ökonomisch richtig liegen". Insbesondere seine Generation trage Verantwortung für den Klimaschutz, so der fünffache Opa, der seine Firma als "Werkzeug zur Umsetzung von Worten in Taten" versteht.
Untersteller hofft auf Standard
Immer wieder zweifle er, ob die Dringlichkeit in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft angekommen sei, wenn etwa Unterstellers Ministerium kommunizierte, es werde bereits zu 90 Prozent recycelt. Das betreffe im Hochbau nur den Betonanteil. Die zweite Hälfte aber seien Ziegel, Backsteine und Ähnliches, die kaum recycelt würden, zumindest nicht hochwertig. "Wir zitieren Zahlen, die uns die Bauindustrie liefert", reagierte Untersteller abweichend vom Manuskript, "die setzt diese Fakten in die Welt." Als Grüner sähe er schon längst gerne, dass Feeß´ Verfahren landes- oder bundesweit Standard wäre. Denn wenn RC-Beton überall verfügbar sei, sei das auch wirtschaftlich. Schließlich schaffen Recycler heimische Arbeitsplätze und zahlen vor Ort Steuern. Die Jury bilden zehn Vertreter aus Handwerk, Industrie, handel, Gewerkschaften und Umweltverbänden.
Quelle: Teckboten, Leonhard Fromm, vom 11.12.2020; Foto: Auerbach