Kirchheim. „Die Technik hat mich immer begeistert, und das tut sie heute noch“, bekannte Walter Feeß in seinem Schlusswort vor Hunderten von Gästen, die zur „Abschiedsfeier“ gekommen waren. Wie sehr er mit dem Unternehmen, das seine Eltern 1951 gegründet hatten, verbunden ist, machte er mehrfach deutlich. Schon in jungen Jahren habe er gesagt, er wolle einmal „Chef“ werden. Außerdem stellte er fest: „Ich weiß gar nicht, ob ich zuerst laufen oder Raupe fahren konnte.“
Sein Leben gehört dem Betrieb. Alle Mitarbeiter sind für ihn Teil der großen „Feeß-Familie“. Das gab er auch auf der Bühne an seine Kinder weiter: „Mitarbeiter sind das wertvollste Gut eines Unternehmens. Maschinen kann man kaufen, Mitarbeiter muss man gewinnen. Aber pflegen muss man beides.“ Zugleich versprach er: „Ab morgen ziehe ich mich zurück – es sei denn, mein Rat ist gefragt.“
Ob er selbst an den erfolgreichen Rückzug glaubt, blieb offen: „Ein Walter Feeß, ganz ohne Aufgaben, das geht nicht. Ich will in Zukunft den Klimaschutzgedanken noch weiter in die Welt tragen. Das ist für mich eine Berufung. Ohne die Kreislaufwirtschaft werden wir die Klimaziele von Paris niemals erreichen können.“
Seiner Frau Ingrid versprach er, dass der gemeinsame Urlaub in Spanien erstmals drei Wochen am Stück dauern soll. Bisher waren nicht mehr als zwei Wochen möglich gewesen. „In einem Familienunternehmen ist der Betrieb eben omnipräsent.“ Die Sorge um das Unternehmen könne er jetzt beruhigt der nächsten Generation überlassen: „Ich schätze das Glück, eine solche Familie zu haben, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Über 300 Arbeitsplätze sind somit weiterhin gesichert.“
Ein gutes Erscheinungsbild Seine drei Kinder, die künftig gemeinsam mit Jochen Röhrer die Geschäftsleitung innehaben, plauderten ihrerseits aus dem Nähkästchen. So berichtete Alexander Feeß: „Auch wenn wir einen Auftrag nicht bekommen haben, hieß es, man hätte trotzdem am liebsten mit der Firma Feeß gearbeitet. Mein Ziel ist es, dass das auch in den nächsten Jahrzehnten so bleibt.“ Das Motto seines Vaters sei stets gewesen: „Wir müssen unser Geld mit guter Arbeit verdienen.“ Dazu habe ein gutes Erscheinungsbild gehört. Der Chef legte Wert darauf, dass die Maschinen am Freitag geputzt und in Reih und Glied aufgestellt werden.
Benjamin Feeß ergänzte: „Du warst und bist ein anspruchsvoller Chef, mit einer hohen Erwartungshaltung – und da gab es für mich als Sohn auch keinen Bonus.“ Bei einem Chef-Besuch auf der Baustelle sei es ein gefühlter Ritterschlag gewesen, wenn lobende Worte fielen wie „Da sieht’s aber sauber aus“ oder „Da hasch’s aber laufa lassa“. Die Baustellen des Vaters seien seine Kinderspielplätze gewesen, sagte er. Ganz nebenbei habe er vieles erklärt bekommen.
Nadine Winter betonte, dass die Gespräche zur Übergabe immer auf Augenhöhe erfolgt seien und dass es – trotz teils hitziger Diskussionen in der Sache – fast immer einvernehmliche Lösungen gab. Dass sich die Geschwister der Verantwortung voll und ganz bewusst sind, zeigte sie durch einen bemerkenswerten Satz: „Vielen Dank, dass du uns dein Lebenswerk anvertraust.“